In der einstigen Küche des Tübinger Schlosses richtete die Universität im Jahr 1818 ein chemisches Labor ein, das bald zu einer der weltweit ersten Forschungsstätten der Biochemie wurde. Georg Carl Sigwart und Julius Eugen Schlossberger gehörten zu den Pionieren dieses Fachs, das die chemischen Vorgänge in Lebewesen erforscht, besonders den Stoffwechsel des Menschen.
Herausragende Forschungen gelangen der frühen Tübinger Biochemie in der Ära von Felix Hoppe-Seyler, der 1861 als Professor berufen wurde. Er untersuchte den roten Blutfarbstoff und gab ihm den Namen »Hämoglobin«. Sein Schüler Friedrich Miescher machte 1869 im Schlosslabor die bahnbrechende Entdeckung eines Stoffes, den er »Nuklein« nannte – heute als DNA und RNA bekannt, die Träger der Erbinformation.
In dieser Tradition stand der Entschluss, das historische Schlosslabor ab 2015 wieder zugänglich zu machen: Das Tübinger Biopharma-Unternehmen CureVac finanzierte die museale Einrichtung aus Geldern eines europäischen Forschungspreises. Was einst Friedrich Miescher hier entdeckte, ist heute in Tübingen die Grundlage zukunftsweisender Forschungen für neuartige Impfstoffe und Immuntherapien gegen Krebs.