Schon kurz nach seiner Gründung sammelte das CICS (Cologne Institute of Conservation Sciences) Vergleichsmaterialien zur Demonstration im Unterricht und für die Forschung. Allen Studienrichtungen gemeinsam ist die Verbindung zu Restauriermaterialien und zu künstlerischen Farbmaterialien. Daher werden in der Lehre sowohl in den allgemeinen Fächern Naturwissenschaft und Kulturgeschichte, als auch in den einzelnen Studienrichtungen die Besonderheiten der farblichen Fassung und Färbung von Textilien, Papier, Holz und Stein behandelt. Das Spektrum künstlerisch eingesetzter Farbmaterialien hat seit der Antike große Veränderungen erfahren, und so benötigt der Restaurierungswissenschaftler eine genaue Kenntnis der historischen Hintergründe der Farbherstellung, Farbverwendung und Veränderung von Farbmittel durch Umwelteinflüsse oder durch falsche Restaurierungen.
Um sich diese Kenntnisse erarbeiten zu können, benötigt man unmittelbaren Zugriff auf eine umfangreiche Sammlung, die möglichst vielfältige Belege moderner, aber auch alter, heute nicht mehr geläufiger Farbmittel enthält. Vergleiche bekommt man durch Farbproben (Pigmente, Pflanzenteile, tierische Produkte, Bindemittel) selbst oder durch sogenannte Farbmusterbücher, in denen die künstlerischen Farben als originale Muster vermalt sind. Diese Muster kommen seit dem 15. Jh. in Handschriften vor, in gedruckter Form seit dem 18. Jh. Daher war es eine einmalige Chance, als uns 1998 die Sammlung von Prof. Friedrich Schmuck aus Dinslaken angeboten wurde und wir sie mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder, des Landes NRW und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung erwerben konnten. Sie umfasst 4200 Fachbücher, mehrere hundert Musterbücher, unzählige Material- und Farbmuster des 19. und 20 Jh. Allein 50 der 65 existierenden Norm-Farbsysteme sind vorhanden, weltweit die vollständigste Sammlung.
Desweiteren war es möglich, die Sammlung des weltbekannten Spezialisten für Naturfarbstoffe Helmut Schweppe zu erwerben. Diese enthält nicht nur chemische Grundstoffe von natürlichen Farbstoffen, sondern auch eine reichhaltige Fachbibliothek und Hunderte von Dünnschichtchromatographien zu Geschichte und Analyse von natürlichen Farbstoffen. Der Chemiker hinterließ zudem wertvolle Laborhefte, in denen Musterfärbungen beschrieben und in beispielhaften Musterfärbungen belegt sind. Ebenso unerschöpflich ist der Bestand an Proben von Pflanzen aus aller Welt, die zu Färbungen verwendet wurden. Hinzu kommen wissenschaftliche Artikel, die er für sein „Handbuch der Färbepflanzen, Pflanzenfarben“ benötigte.
Der Ankauf der Handbibliothek der Lackfabrik Kurt Herberts, Wuppertal erweiterte den Bestand an Mustern und Fachliteratur im Bereich moderner Farbmittel. Die Sammlung Herberts wurde nach der Übernahme der zuletzt zu Hoechst gehörigen Firma durch DuPoint nicht mehr gebraucht. Sie setzt sich zusammen aus 150 einzigartigen Musterbänden von Industrielacken und ca. 200 Bänden Spezialliteratur zur Fabrikation von Lackfarbstoffen, Farbenchemie und Physik der Lacke.
Eine Sammlung von künstlerischen Farbpigmenten des Künstlers Sigward Sprotte (1913–2004) wurde nach seinem Tode dem CICS gestiftet. Der Bestand schließt 595 verschiedene Farbtuben, Farbtöpfchen und Pigmentgebinde und 50 größere Gebinde Malmittel sowie Füllstoffe ein und zahlreiche diverse Materialien wie Aquarellkästen, Paletten, Klebstoffe etc. Zum Zeitpunkt der Übernahme wurden die Materialien von Sprotte bereits im Rahmen einer Studieenarbeit einfach klassifiziert und kurz beschrieben. Die anschließende Bearbeitung umfasste das Umfüllen verschiedener flüssiger Stoffe (Malmittel, Bindemittel) von Metallbehältern in lichtdichte Glasbehälter und eine geeignete Umverpackung aller weiteren Materialien. Alle Tubenfarben verschiedenster Hersteller sind mit je einem Belegexemplar eingelagert, angebrochene und mehrfach belegte Materialien finden bei maltechnische Rekonstruktionen im Rahmen des Studiums Verwendung.
Die Sammlung „Historische künstlerische Materialien“ am CICS beinhaltet neben Farbmustern auch Materialien wie Klebstoffe, Linoleum, Zinnfolien, seltene Papierarten, Kunststoffproben u.v.m. Letztere wurden in einem Verbundprojekt „Bewahren der DDR-Alltagskultur aus Plaste“ systematisch gesammelt, bestimmt und in einer Datenbank erfasst. Diese Industriesammlung von Alltagsprodukten der DDR enthält ca. 500 Objekte aus Leuna und Buna bzw. der deutschen Karbonchemie. Sie sind in einem Online-Lexikon öffentlich zugänglich gemacht.
Literatur: Doris Oltrogge et al. (Hg.): Farbmetrik und Farbenlehre – Die Sammlung Friedrich Schmuck [=Patrimonia 181], Köln 2000
Objektgattung | Objekte insgesamt | Dokumentiert | Digitalisiert | Online verfügbar |
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Farbstoff | 600 | 130 | 130 | 0 |
Textilprobe | 50000 | 1160 | 1160 | 0 |