In den 1960er-Jahren galten Comics als Schundliteratur, deren Lektüre eine angeblich schädliche Wirkung auf Kinder und Jugendliche haben sollte. Der deutsch-amerikanische Psychiater Fredric Wertham hatte diese Sichtweise mit seinem 1954 erschienen Buch "Seduction of the Innocent" (dt. Verführung der Unschuldigen) geprägt. Das Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität Frankfurt sammelte damals die Comics, die aus Eintauschaktionen im sogenannten "Schmutz-und-Schund-Kampf" stammten. Seitdem ist das Comic-Archiv beständig gewachsen, unter anderem durch Schenkungen und Ankäufe. Heute stellt es die größte Comicsammlung in öffentlicher Hand im deutschsprachigen Raum dar.
In den 1950er- und 1960er-Jahren bildeten schnell produzierte, zum Wegwerfen konzipierte Comics eine willkommene Ablenkung von der wirtschaftlichen Knappheit zur Zeit des Wiederaufbaus. Doch der "Schundkampf" und die damit einhergehenden Klagen wirkten lange über diese Zeit hinaus. Erst in den 2010er-Jahren besserte sich der Ruf von Comics in der breiten Gesellschaft.
Die langjährige Verunglimpfung führte unter anderem dazu, dass in kaum einer Bibliothek oder einem Archiv größere historische Bestände zu verzeichnen sind. Das Frankfurter Comic-Archiv ist umso einzigartiger. Auch deshalb soll der Bestand der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Doch durch die teils intensive Nutzung der kindlichen Vorbesitzer∙innen waren viele der Heftchen nicht in optimalem Zustand. Verschmutzungen sowie dem voranschreitenden Säurefraß wurde in einem Projekt im BKM-Sonderprogramm entgegengewirkt. Zudem wurden die Heftchen in säurefreien Comic-Hüllen und Boxen verpackt. Dank der Projektförderung stehen die historischen Comicbestände nun erstmals der Öffentlichkeit zur Verfügung.