KennzahlenEntdeckenSammlung registrieren

Bezeichnung
Erwerbswege im Licht neuer Provenienzrecherchen. Die Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen von 1933 bis 1958.
Forschungsprojekt

Beschreibung
Art der Aktivität
Art der AktivitätForschungsprojekt
Zeitraum
1.3.2016 - 28.2.2017
Person
Organisation
Beschreibung

Die gesellschaftliche und kulturhistorische Bedeutung wissenschaftlicher Sammlungen an deutschen Universitäten erfährt in jüngster Zeit von fachlicher und öffentlicher Seite zunehmend Aufmerksamkeit. Zu ihnen gehört auch die Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen, die 1775 als „Ethnographische Sammlung“ des „Königlich Academischen Museum“ der Universität Göttingen eingerichtet wurde. Die mittlerweile circa 18.000 Objekte umfassende Sammlung dient vorwiegend Forschungs- und Studienzwecken mit dem Bestreben, die Ergebnisse wissenschaftlicher Bestandserschließungen der Öffentlichkeit zu vermitteln. Insofern liegt hierin ein begründetes Motiv für die im Konsens mit der Gemeinsamen Erklärung von 1999 und der Washingtoner Erklärung von 1998 vorgesehene Ausweitung zur Auffindung von möglicherweise NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut im Afrika-Bestand der Ethnologischen Sammlung der Jahre 1933 bis 1958 vor.

Die Eckdaten für den Untersuchungszeitraum des am 1. März 2016 begonnenen langfristigen Provenienzforschungsprojekts schließen den Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 und die Pensionierung des ersten Ordinarius für Völkerkunde in Göttingen, Hans Plischke (1890 bis 1972), ein. Universitäre Schlüsselpositionen und die Bündelung von wissenschaftlichen und politischen Ämtern kennzeichnen seine Vita und flossen neben der Etablierung des Faches nachhaltig in den Führungsstil des Instituts und der Ethnographischen Sammlung ein.

Die Aufarbeitung und Dokumentation, insbesondere auch die der Nachkriegs- und 50er Jahre, steht im Mittelpunkt zur Klärung der Frage, inwieweit durch Ankauf, Schenkungen und Nachlässe sowie über Zweit- und Drittkontakte seiner Netzwerkverbindungen Objekte zweifelhafter Herkunft, speziell in den Sammlungsbestand Afrika, eingingen. Im Fokus der Nachforschungen stehen derzeit 171 Namen, die entsprechender Angaben auf Inventarkarten zufolge zwischen 1933 und 1958 zum Ausbau des Afrika-Bestandes beitrugen.

Auf der Ebene eines wissenschafts- und fachgeschichtlichen Beitrags wird die Rekonstruktion des wissenschaftspolitischen Netzwerkes Plischkes und seiner erwerbspolitischen Strategien im Wechselspiel gesellschaftlicher Umbrüche und politischer Systeme angestrebt, könnten doch auf diese Weise über das Ziel der Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut hinaus auch Einblicke in die Genese einer universitären Sammlung während seiner nahezu dreißigjährigen Amtszeit an der Universität Göttingen gewonnen werden.

Unterstützt und begleitet wird das Provenienzforschungs- und Rechercheprojekt am Institut für Ethnologie der Georg-August-Universität Göttingen durch Professor Dr. Roman Loimeier.

Sammlungen & Objekte
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Wissenschaftliche SammlungEthnologische Sammlung, Göttingen
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