Um herstellungstechnische Fragen zu Tonprodukten der Antike zu beantworten, ergänzen die etablierten typologischen und stilistischen Methoden seit einigen Jahren bildgebende Verfahren, die Prof. Dr. M. Krebernik am Lehrstuhl für Altorientalistik zur Erforschung von Keilschrift-Tafeln aus der Hilprecht-Sammlung einsetzt. Im Hinblick auf antike Keramik eröffnen sie virtuell sowohl die Möglichkeit, aus einer Scherbe die dreidimensionale Vorstellung des ursprünglichen Gefäßes zu gewinnen, als auch in bisher ungekannter Genauigkeit Oberflächendetails zu erfassen. Diese neuen Möglichkeiten des sog. 3D Laserscanning sollen in der Übung geprüft werden, indem sie auf die in Jena aufbewahrten Arbeiten des sog. Jenaer-Malers angewandt werden: Diese Scherben und Gefässe wurden mehrheitlich 1852 in einer Abfallgrube des Athener Töpferviertels Kerameikos entdeckt. Fundkontext und stilistische Einheitlichkeit der Gruppe führten in der Forschung rasch zu der Schlussfolgerung, dass sie einer Werkstatt zuzuschreiben sind, für die sich nach ihrem Aufbewahrungsort die Bezeichnung "Jenaer-Maler" durchsetzte. Wie die Arbeitsprozesse in dieser Athener Werkstatt in der Zeit um 400 v. Chr. - also am Übergang von der rotfigurigen Malweise zum Überziehen der Waren mit schwarzem Firnis - organisiert waren, untersucht an der Antikensammlung der FSU Jena Frau Dr. K. Kathariou im Rahmen eines Marie Curie Stipendiums. Inwiefern können bildgebende Verfahren nun klären, wieviele 'Hände' an der Produktion beteiligt waren? Sind die digitalen Methoden ausreichend präzise, um auf diesen Waren eingeprägte 'fingerprints' abzubilden? Außer einem Einblick in die eng mit Jena verknüpfte Forschungsgeschichte dieser Warengruppe und einer Einführung in die etablierten Methoden der Keramikforschung, sollen Studierende an der laborhaften Erprobung neuer Verfahren Teil haben. Ferner soll die Vermittlung von aussagekräftigen Dokumentationen der unterschiedlichen Methoden im Rahmen der Veranstaltung geübt werden.