Archäologische Sammlungen, die zumeist im 19. Jahrhundert begründet und vielerorts als Lehrsammlungen in die Universitäten eingegliedert wurden, sind geprägt durch Ankäufe, Schenkungen und Stiftungen unterschiedlichster Art. Im Dezember 1940 gelangten 13, vorwiegend römische Öllampen durch die Stiftung eines Privatmannes in die Antikensammlung der Friedrich-Schiller-Universität-Jena.
Folgende Faktoren führen dazu, an einer unbelasteten Abwicklung des Vorganges zu zweifeln: Im Archiv der FSU-Jena gibt es für die Tonlampen keine Papiere, außer der Etikettierung des Stifters. Zugleich verstärken die bisweilen getätigten Untersuchungen zu der Person des Stifters, Otto Wohlberedt, und den von ihm eigens skizzierten Lebensweg (O. Wohlberedt, Erinnerungen aus meinem Leben (Jena 1939)) den Verdacht: Er gab an, die Tonlampen 1939 im römischen Kunsthandel erworben zu haben, jedoch ist nichts von einem Rom-Aufenthalt für diesen Zeitraum bekannt. Vielmehr bereiste er für ca. zwei Monate Libyen, das zu diesem Zeitpunkt von dem mit Deutschland verbündeten Italien besetzt war und er war dort u. a. Gast Hermann Görings. Bemerkenswert ist weiterhin seine Position als Teilhaber in der Triebes AG und als langjähriger Fabrikdirektor im I. G. Farbenkonzern. Dies und seine Kontakte zu hohen Funktionären der italienisch und deutschen Elite jener Zeit macht ihn zu einer Zeitfigur, die es verstand, die von internationalen und vor allem nationalen Kontakten getragenen Möglichkeiten am Vorabend des 2. Weltkrieges zu nutzen. Der Umstand, dass sich durch die in Italien 1938 initiierten Rassengesetze, die leggi razziali, die unter Druck des Deutschen Reiches beschlossen wurden, die Lebenssituation der italienisch-jüdischen Bevölkerung vehement verschlechtert hat, steigert die Bedenken.
Anliegen des (durch die Initiative des Lehrstuhls für Klassische Archäologie in Jena ins Leben gerufenen) Projektes ist es, den politischen, rechtlichen und individuellen Hintergrund aufzuarbeiten und zu ergründen, ob es sich möglicherweise um Raubgut aus jüdischem Besitz handelt, die so Einzug in öffentliche Institutionen fanden. Konkret werden auf diesem Wege die Archive in Jena, Triebes und Frankfurt a. M. (I.G. Farbenkonzern) auf Akten über den Stifter und mögliche Verbindungen zum Kunsthandel jener Jahre bezüglich eines möglichen „NS-Beutekunst-Kontextes“ hin untersucht und ergänzend wird durch die umfassende archäologische Analyse der Öllampen deren antike Provenienzbestimmung angestrebt. Also ob diese überhaupt wie vom Stifter angezeigt aus der Stadt Rom stammen können oder vielmehr der Kategorie NS-Raubkunst aus nordafrikanischen Gebieten zugeordnet werden müssen. In diesem Fall müsste die Restitution eingelenkt werden, die zukünftig sowohl durch entsprechende Angaben auf der institutseigenen Homepage, als auch eine umfassend dokumentierte Veröffentlichung in der Lost Art-Datenbenk kenntlich gemacht wird.