Vom 28. bis 30. Mai 2010 fand an der Universität Tübingen eine große internationale Tagung zu den monumentalen Stadttempeln des 2. und 1. Jahrtausends v. Chr. in Palästina und in Westsyrien statt. Die Tübinger Tagung wurde vom Biblisch-Archäologischen Institut an der Evangelisch-Theologischen Fakultät ausgetragen, das vor 50 Jahren an der Universität Tübingen als das erste und einzige seiner Art in Deutschland gegründet wurde. Zu der Tagung wurden insgesamt 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwartet. Die Konferenz war öffentlich, sie wurde gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung und durch den Tübinger Universitätsbund.
Kult war im Alten Orient allgegenwärtig. Religiöse Handlungen durchzogen das Leben der Menschen. Kultstätten prägten als besondere Bauwerke die altorientalischen Siedlungen und Landschaften. Unter den vielen verschiedenen Formen von Kultstätten ragt eine Gruppe hervor: die monumentalen Haupttempel in städtischen Zentralorten, die eng mit den lokalen Herrschaftssystemen verbunden waren. Auch der Tempel von Jerusalem zählte zu den Stadttempeln des Vorderen Orients. Die Tübinger Tempeltagung behandelt die Bedeutung der Stadttempel für die verschiedenen Religionen des 2. und 1. Jahrtausends in der Levante vom nordwestlichen Syrien bis nach Palästina. Wie haben diese Tempelhäuser ausgesehen? Welche Kulthandlungen fanden hier statt und welche Geräte hat man dazu verwendet? Im Mittelpunkt der Tagung standen neue und zum Teil spektakuläre archäologische Forschungen zu den Tempelgebäuden und zu ihrer kultischen Ausstattung. Ausgräberinnen und Ausgräber aus vielen Ländern berichteten über ihre Forschungsresultate.
Der Tempel von Jerusalem ist ein wichtiges Thema der Biblischen Archäologie. Für dieses wissenschaftliche Fach, das auch Palästina-Archäologie genannt wird, wurde im Jahre 1960 an der Evangelisch-theologischen Fakultät ein eigenes Institut gegründet: das Biblisch-Archäologische Institut (BAI), das mit der Tagung sein fünfzigjähriges Bestehen feiert.