Herzstück des Nachlasses von Richard Wossidlo (1859-1939) ist sein Feldforschungsarchiv, d.h. eine zwei Millionen Belege umfassende Zettelsammlung. Das von 1883 bis 1939 mit mehreren hundert Helfern aus vielen Regionen Mecklenburgs zusammengetragene Archiv dokumentiert in territorialer Geschlossenheit und systematischer Ordnung Bräuche, Volkserzählungen (Sagen, Legenden, Märchen, Schwänke, Sprichwörter, Redensarten usw.) und Volkslieder. Es wurden Flurnamen erfasst, Beobachtungen über das Tier- und Pflanzenleben wiedergegeben, es gibt Hinweise über Nahrungs-, Kleidungs- und Wohnformen sowie das Arbeitsleben und Arbeitsgerät der Bauern, Tagelöhner, Seefahrer, Fischer und Handwerker. Auch Leben der Kinder ist zum Teil dokumentiert.
Wossidlo selbst befragte über 5.000 Erzählerinnen und Erzähler. Die Aufzeichnungen sind zumeist in Niederdeutsch und wurden von ihm etwa 30.000 Kategorien zugeordnet. Analoge fachwissenschaftliche Exzerpte ermöglichen den überregionalen Vergleich. Ebenso bewahrt die Sammlung die Synonymik der Landschaftssprache, weshalb sie dem Mecklenburgischen Wörterbuch als Quellengrundlage diente. Hierfür zog Wossidlo seine Zettelsammlung aus und schuf ein weiteres, etwa 500.000 Abschriften umfassendes Zettelsystem in alphabetischer Ordnung. So vermittelt Wossidlos Sammlung in volkskundlicher wie in sprachwissenschaftlicher Hinsicht ein einzigartiges Bild der agrarisch, maritim bzw. kleinstädtisch geprägten Kultur und Lebensweise des Mecklenburgers aus der Zeit des gesamten 19. Jahrhunderts bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Zum Nachlass Wossidlos gehören außerdem eine umfassende Korrespondenz mit seinen Helfern und mit der Gelehrtenwelt, seine persönlichen Dokumente, weitere Sammelunterlagen und seine volkskundliche Spezialbibliothek (siehe Fachbibliothek Volkskunde).
Objektgattung | Objekte insgesamt | Dokumentiert | Digitalisiert | Online verfügbar |
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Nach Vereinbarung