Seit dem frühen 19. Jahrhundert verbreitete sich in Europa die Moulagentechnik. Wesentliche Triebkraft für das Entstehen von Moulagensammlungen war das Defizit an Demonstrationsobjekten für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Sie sollten dabei als Ergänzung einer genauen Beschreibung des Krankheitsbildes dienen. Im Unterschied zu Wachsmodellen sind Moulagen in Größe, Form und Farbe naturnahe, dreidimensionale Nachbildungen von krankhaft veränderten, verletzten oder fehlgebildeten Körperteilen. Sie sind unmittelbar am Patienten mit Hilfe von Gips abgeformt. Nach dem Aushärten der Negativform wird diese mit Wachs ausgegossen und danach die Oberfläche farblich gestaltet. Dabei muss der gesamte Herstellungsprozess innerhalb kürzester Zeit stattfinden, da auch die farbliche Wiedergabe im Beisein des Patienten geschehen sollte. Zudem wurden die meisten Moulagen noch mit Körperbeharrung ergänzt, um die Lebensnähe zu realisieren.
Die Kieler Moulagensammlung umfasste in ihrer Entstehungszeit von 1906 bis 1937 insgesamt etwa 1.000 Moulagen. Heute umfasst die Sammlung 455 Objekte, darunter auch zwei Arbeiten des Berliner Moulagenherstellers Fritz Kolbow (1878-1946). Die Moulagen dienten Studenten und Ärzten als Anschauungsmodelle. Seit 1975 ist die Sammlung im Hörsaalrundgang ausgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich. Die Moulagen sind in zwölf Glasschaukästen mit jeweils ungefähr 35 Objekten untergebracht.
Aus medizinhistorischer Sicht bedeutsam ist der Umstand, dass die meisten Wachsmodelle noch mit ursprünglichen Etiketten versehen sind. Ursprünglich auch zur Befunddokumentation verwandt, finden die Kieler Moulagen heute nur noch als Lehrmittel Verwendung: Durch ihre Hängung im Hörsaalrundgang sind sie den Studenten für Eigenstudien zugänglich und werden auch tatsächlich genutzt. In den aktiven Unterricht werden sie jedoch kaum noch eingebunden.
Website der Sammlung
Objektgattung | Objekte insgesamt | Dokumentiert | Digitalisiert | Online verfügbar |
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