Die Ausstellung des Graduiertenkollegs „Religiöses Wissen im vormodernen Europa“ zeigt anhand ausgewählter Zeitzeugnisse – etwa Drucke von Isaac Newton (1642–1727) und Johannes Kepler (1571–1630) –, dass astronomische Forschungen von religiöser Seite keinesfalls nur behindert wurden. Im Gegenteil: Christliche Glaubensinhalte trugen dazu bei, astronomische Erkenntnisse hervorzubringen.
Der Griff nach den Sternen hat eine lange Tradition: Seit Jahrtausenden beobachten Menschen Erscheinungen am Firmament. Sie versuchen, astronomische Phänomene zu deuten und zu begreifen: Wie ist der Kosmos aufgebaut? Wie verhalten sich Himmel und Erde zueinander? Wie beeinflussen die Sterne das Leben auf der Erde? Heute wissen wir, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Unser Sonnensystem und selbst unsere Galaxie sind nur ein kleiner Teil der unendlichen Weiten des Alls. Eine Selbstverständlichkeit? Die neuen Entdeckungen werden häufig als ein Siegeszug wissenschaftlichen Denkens über rückständige kirchliche Vorstellungen beschrieben: Sie seien durch verbesserte technische Hilfsmittel wie das Fernrohr ermöglicht worden und hätten sich erst gegen den Widerstand der Kirche durchsetzen müssen. Aber nicht wenige Forscher verstanden sich auch als Theologen, angetrieben von dem Wunsch, Gottes Schöpfung zu verstehen.
In thematischer Anknüpfung an die erfolgreiche Schau „Himmel. Wunschbild und Weltverständnis“ des Museums der Universität Tübingen MUT möchte das Graduiertenkolleg diese Perspektive vor Augen führen und mit einigen der Forschungsfragen vertraut machen, die den Promotionsverbund an der Universität Tübingen beschäftigen.