Das Theatrum anatomicum als zentraler Ort für die Entwicklung der institutionalisierten Medizin in Berlin im 18. Jahrhundert
1713 fand zum ersten Mal eine öffentliche anatomische Sektion in Berlin statt. Schauplatz war das im selben Jahr eröffnete Anatomische Theater, das im Neuen Marstall auf dem Gelände der heutigen Staatsbibliothek Unter den Linden untergebracht war. Ohne Anbindung an eine Universität entwickelte sich das Theatrum anatomicum zur zentralen Lehranstalt für Chirurgen, Hebammen, Apotheker und auswärtige Medizinstudenten im Berlin des 18. Jahrhunderts. Wesentlich hierfür war die Zuordnung des Anatomischen Theaters zur Berliner Akademie der Wissenschaften im Jahre 1717. Unter Einbeziehung weiterer Einrichtungen entstand in der Folge ein dichtes Netz personeller und institutioneller Verflechtungen. Hierzu zählen die Charité für den Unterricht am Krankenbett, der Botanische Garten sowie die Königliche Hofapotheke für die Vermittlung pflanzenheilkundlichen und chemischen Wissens sowie verschiedene staatlich finanzierte wie auch private Sammlungen zu Lehr- und Forschungszwecken.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Bedeutung des Anatomischen Theaters als einer Kerninstitution für die im 18. Jahrhundert zu beobachtende nachhaltige Strukturbildung in der Berliner Medizin herauszuarbeiten. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Untersuchung der seinerzeit in Berlin entstehenden öffentlichen wie privaten anatomischen Sammlungen, die sowohl der Lehre dienten, als auch zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt werden konnten. Aufgezeigt werden soll die sich daraus entwickelnde, insbesondere durch das wissenschaftliche Engagement einzelner Ärzte getragene Forschungskultur. Zu fragen ist, inwiefern damit ein Beitrag für die Formierung eines forschungsdichten Umfelds geleistet und eine Grundlage zur Herausbildung der naturwissenschaftlich fundierten Medizin im Berlin des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde.