Dürfen wir unseren Augen trauen? Haben wir unsere eigenen Bilder »bildtaktisch« im griff? Die Ausstellung fragt nach den Absichten und den Wirkungen von Bildern, Formen und Darstellungen. Was flüstern uns die Bilder? Wie viel freie Deutung sollen wir erlauben? Wo beginnen die Tabuzonen? Die Welt der Worte und das Königreich der Bilder scheinen sich im semantischen Netz unserer „Wissensgesellschaft“ abzubilden. Doch wie verhalten sich die klassischen Maltechniken und die aktuellen künstlerischen Bildtaktiken zueinander? Immerhin lässt sich das Spektrum des Sichtbaren durch Techniken wie die Infrarotkameras und Elektronenrastermikroskopie enorm erweitern. Hängen die technischen Fähigkeiten zum Kopieren, die kriminelle Energie beim Fälschen und das „Selfie“ womöglich zusammen?
Unter der rubrik „Gestalten“ werden in der Ausstellung drei wesentliche Designtaktiken vorgestellt: Die ultimative Zweckform, die markante Formgestaltung und das schöne Ornament. Dem stehen Taktiken aus der Kunst gegenüber: das willkürliche Kombinieren, das von Sinnlosigkeit zu unterscheidende zweckfreie Gestalten und das „Zusammenfühlen“ von Motiven (Synästhesie).
Die Ausstellungsebene „Darstellen“ bietet eine Wand der verschiedenen Zeichensysteme und Diagramme an: Wie zeigt man etwas, das nicht sichtbar ist? Anhand von Italo Calvinos sechs Stichworten für unser Jahrtausend – Leichtigkeit, Geschwindigkeit, Anschaulichkeit, Genauigkeit, Haltbarkeit und Vielschichtigkeit – werden hervorragende Sichtbarmachungen aus der Kunst und den Wissenschaften vorgestellt.